buochmeisterinne

Handschriften und Frühdrucke aus dem Dominikanerinnenkloster Adelhausen

13. März bis 13. Juni 2021

buochmeisterinne

Handschriften und Frühdrucke aus dem Dominikanerinnenkloster Adelhausen

13. März bis 13. Juni 2021

buochmeisterin, so nannte man im Mittelalter jene Schwester, die im Frauenkloster für Anschaffung, Aufbewahrung und Ausleihe der Bücher zuständig war. Auch in den Dominikanerinnenklöstern Freiburgs, deren vornehmstes der im 13. Jahrhundert gegründete Konvent von Adelhausen war, spielten Bücher eine zentrale Rolle im Leben der Frauengemeinschaften, sei es im Bereich von Erziehung, religiöser Bildung und Liturgie, aber auch im Kontext von Wirtschaft und Verwaltung. Ob von Amts wegen als Bibliothekarin oder Tischleserin, in der Chorgemeinschaft als Sängerinnen oder in der persönlichen Andacht: Die mittelalterlichen Frauen im Kloster waren auf vielfältige Weise alle buochmeisterinne.
Welche Arten von Büchern in Adelhausen und den befreundeten Dominikanerinnenklöstern im Mittelalter vorhanden waren und wer ihre Anschaffung und Benützung im Frauenkonvent organisierte, beleuchtet die aus universitären Lehrveranstaltungen hervorgegangene Ausstellung im Wentzingerhaus mit Exponaten aus den Sammlungen der Stadt und der Adelhausenstiftung sowie Leihgaben aus Museen und Bibliotheken. Dauer der Ausstellung: 13. März bis 13. Juni 2021.

Gezeigt werden Handschriften und Drucke aus dem Besitz der Freiburger Dominikanerinnen, insbesondere des Adelhauser Altklosters, von denen einige für die Dauer der Ausstellung zum ersten Mal wieder an ihren ursprünglichen mittelalterlichen Ort zurückkehren. Die Konzeption der Ausstellung und die Auswahl der Exponate erfolgte durch Martina Backes und Balázs J. Nemes (Deutsches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität, Abt. Germanistische Mediävistik). Das Projekt wurde maßgeblich unterstützt durch die Adelhausenstiftung Freiburg. Projektpartner sind das Museum für Stadtgeschichte und die Universitätsbibliothek Freiburg. Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Stadtjubiläum 2020/21.

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog erhältlich:
buochmeisterinne. Handschriften und Frühdrucke aus dem Dominikanerinnenkloster Adelhausen
Hg. von Martina Backes und Balázs J. Nemes. Erschienen in der Reihe „Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg im Breisgau, Heft 24 (ISBN 978-3-923272-47-1) 298 S., 237 Abb., durchg. farbig

Gebetbücher aus Adelhausen im Erzbischöflichen Archiv Freiburg (Foto: Jörg Blum)

„Ein Kloster ohne Bibliothek …

… ist wie eine Festung ohne Rüstkammer.“ Dieses mittelalterliche Sprichwort bringt zum Ausdruck, dass ein Leben im Kloster, auch und vor allem in einem Frauenkloster, ohne Bücher undenkbar ist. Man findet sie überall: in der Sakristei, im Speisesaal, in den Zellen der Nonnen, im Besitz des Beichtvaters, ggf. auch in einem separaten Bibliotheksraum. Sie spielen eine wichtige Rolle in der täglichen Liturgie, im Rahmen der klösterlichen Erziehung und religiösen Bildung, aber auch im Kontext von Wirtschaft und Verwaltung. Und sie werden in den Klosterordnungen genannt, die die Aufgabenfelder einer Priorin, Novizenmeisterin, Bibliothekarin, Tischleserin oder der Sängerin beschreiben. Den mittelalterlichen Nonnen dienten Bücher als geistiges ‚Rüstzeug‘ in verschiedenen Bereichen ihres klösterlichen Lebens.
Die Ausstellung bietet eine exemplarische Auswahl aus jenen handgeschriebenen und gedruckten Büchern, die aus den ehemaligen Freiburger Dominikanerinnenklöstern, allen voran aus dem 1234 vor den Toren der Stadt gegründeten Adelhausen, auf uns gekommen sind. Sie ordnet diese Bücher nach den oben genannten Klosterämtern, bezieht aber auch das Amt des Beichtvaters mit ein, dem die geistliche Betreuung der Frauen oblag.

Geschichte

Im Kontext einer religiösen Aufbruchsbewegung suchten zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch am Oberrhein viele Frauen nach stärkerer Teilhabe am geistlichen Leben. Sie schlossen sich in Gemeinschaften zusammen, engagierten sich nach dem Vorbild der Hl. Elisabeth in der Krankenpflege und lebten in den Städten als Beginen oder sogenannte ‚Arme Schwestern‘. Solche Beginengemeinschaften blieben neben den institutionalisierten Frauenklöstern das ganze Mittelalter hindurch am Oberrhein präsent, auch in Freiburg, wo um 1350 rund 200 Beginen ansässig waren. Eine solche Gruppe ‚armer Schwestern‘ bildete die Basis der Klostergemeinschaft, die den Quellen nach 1234 mit materieller Unterstützung eines wohlhabenden Freiburger Bürgers in Adelhausen, einem kleinen Dorf vor den Toren der Stadt, entstand. Das ‚Monasterium sancte Marie de Adelenhusen‘, das 1245 in den Dominikanerorden inkorporiert wurde und seitdem der Aufsicht und seelsorgerischen Betreuung durch die Freiburger Predigermönche, den männlichen Zweig des Ordens, unterstand, gilt neben dem bereits in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts gegründeten Zisterzienserinnenkonvent im benachbarten Günterstal als das älteste Frauenkloster Freiburgs.  Wie groß damals der Bedarf an Frauenklöstern in der Stadt war, zeigt die rasche Gründung von vier weiteren Konventen der Bettelorden bis 1297: vor 1250 das Reuerinnen-Kloster Maria Magdalena (spätestens ab 1316 ebenfalls Dominikanerinnenkonvent), 1264 das Dominikanerinnenkloster St. Agnes, 1272 das Franziskanerinnenkloster St. Clara, 1297 das Dominikanerinnenkloster St. Katharina.
Schenkungen machten die Adelhauser Gemeinschaft schnell zu einem wohlhabenden Kloster mit umfangreichem Grundbesitz bis ins Elsass hinein. Aufgrund der hohen Mitgift, die beim Eintritt in den Konvent aufzubringen war, stammen die Klosterfrauen zumeist aus dem Adel der Umgebung und den reichen Patrizierfamilien der Stadt. Es verwundert daher nicht, dass noch Matthäus Merian in seiner 1663 erschienenen Topographia Alsatiae den Namen Adelhausen volksetymologisch mit dem Hinweis auf die vornehme Zusammensetzung des Konvents erklärt: „weil vor diesem so viel Adel darinnen gewesen“.
Alle Dominikanerinnenklöster der Stadt wurden nach verschiedenen kriegsbedingten Zerstörungen und Teilfusionen 1694 im neu errichteten Adelhauser Neukloster vereinigt.
https://www.kloester-bw.de

Klosterämter

Ein organisiertes Zusammenleben

Das Zusammenleben auf engem Raum erforderte eine kluge Verteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten. Im Ämterbuch des Dominikanerpredigers Johannes Meyer von 1454 waren diese Klosterämter aufgelistet und genau beschrieben. Geregelt war nicht nur die Leitung des Konvents durch die Priorin, die Ausbildung der jungen Mädchen durch die Novizenmeisterin oder die Aufsicht über die Bibliothek durch die Buchmeisterin. Festgelegt war auch, wer die Verantwortung für die Lebensmittelvorräte, die Küche und den Klostergarten hatte, sich um die Herstellung der Kleidung für die Nonnen kümmerte und die Kranken des Klosters versorgte. Von besonderer Bedeutung war das Amt der Raderin, die am Redefenster des Klosters für den Kontakt nach außen zuständig war. Die große Verantwortung, die mit dieser Tätigkeit verbunden war, erforderte nach Meyer eine erfahrene und redegewandte Schwester, die Anliegen von Besuchern des Klosters am Fenster entgegennahm und Gespräche vermittelte.

Das Amt der Priorin

An der Spitze der Gemeinschaft

Die Frauenklöster des Dominikanerordens wurden jeweils von einer Priorin geleitet. Wichtigste Aufgabe der Priorin war es, das geistlich-spirituelle Leben der Gemeinschaft zu organisieren und zu fördern, auf die Einhaltung der Klosterregeln zu achten und Konflikte unter den Schwestern zu schlichten. Innerhalb des streng hierarchisch organisierten Konvents waren die Schwestern ihr zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Neben der religiösen Leitungsfunktion hatte die Priorin jedoch auch vielfältige administrative Aufgaben. Sie war für die Verwaltung des umfangreichen materiellen Güterbesitzes zuständig, kümmerte sich um den Schriftverkehr und vertrat das Kloster in rechtlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten nach außen. Die Priorin konnte von den Ordensoberen eingesetzt oder von der Nonnengemeinschaft gewählt werden. Die berühmteste Priorin in Adelhausen war Anna von Munzingen. Sie ist 1316/17 und noch einmal 1319 bis 1327 als Priorin des Klosters bezeugt.

Das Amt der Priorin

An der Spitze der Gemeinschaft

Die Frauenklöster des Dominikanerordens wurden jeweils von einer Priorin geleitet. Wichtigste Aufgabe der Priorin war es, das geistlich-spirituelle Leben der Gemeinschaft zu organisieren und zu fördern, auf die Einhaltung der Klosterregeln zu achten und Konflikte unter den Schwestern zu schlichten. Innerhalb des streng hierarchisch organisierten Konvents waren die Schwestern ihr zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Neben der religiösen Leitungsfunktion hatte die Priorin jedoch auch vielfältige administrative Aufgaben. Sie war für die Verwaltung des umfangreichen materiellen Güterbesitzes zuständig, kümmerte sich um den Schriftverkehr und vertrat das Kloster in rechtlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten nach außen. Die Priorin konnte von den Ordensoberen eingesetzt oder von der Nonnengemeinschaft gewählt werden. Die berühmteste Priorin in Adelhausen war Anna von Munzingen. Sie ist 1316/17 und noch einmal 1319 bis 1327 als Priorin des Klosters bezeugt.

Besitz und Recht

Ältestes Urbar des Klosters Adelhausen
begonnen am 4. Mai 1327, Nachträge bis ins 15. Jh.
Schreiber: Bruder Konrad aus Konstanz
Handschrift, Pergament

Das Urbar hält die Güter und Rechte des Klosters vor allem im nördlichen und mittleren Breisgau fest. Auftraggeberin war die Priorin Anna von Munzingen, die damit die Verwaltung des Klosterbesitzes modernisierte und rechtssicher dokumentieren ließ.

Freiburg, Stadtarchiv, B 4 Nr. 16

Ein neues Güterverzeichnis

Urbar des Klosters Adelhausen
Freiburg (Adelhausen), begonnen 1423,
Nachträge bis ins 17. Jh.
Schreiber: Claus von Schrankenfels
Handschrift, Pergament

Auch dieses Urbar hält die Güter, Rechte und Einkünfte des Klosters fest. Im Vergleich zum Urbar von 1327 sind die Einträge weniger ausführlich, lassen aber die wirtschaftliche Entwicklung Adelhausens bis ins 17. Jh. deutlich hinein erkennen.

Freiburg, Stadtarchiv, B 4 Nr. 17

Schenkungen fürs Jenseits

Jahrzeit- und Zinsbuch des Klosters Adelhausen
Freiburg, 1. Hälfte 14. Jh.
Handschrift, Pergament

Die Handschrift listet die Stiftungen auf, die dem Kloster geschenkt wurden, damit die Nonnen für das Seelenheil der Wohltäter beteten.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 112

Ein Buch der Ordnung

Liber Ordinarius - Chor- und Gottesdienstordnung für Dominikanerinnen
Freiburg (St. Katharina), um 1498
spätestens ab 1694 in Adelhausen
Handschrift, Papier

Das im Auftrag der Priorin angefertigte Statutenbuch hält Regelungen für die liturgischen Aufgaben der Nonnen im Verlauf des Kirchenjahres fest.

Freiburg, Stadtarchiv, B 3 Nr. 27

Regeln für den Alltag

Regelbuch für Dominikanerinnen
um 1489/91, St. Katharina, Freiburg
spätestens ab 1694 in Adelhausen
Handschrift, Papier

Die Handschrift enthält nicht nur Regeln für die Aufnahme von Klosterfrauen, sondern vor allem Anweisungen für den Alltag. Zur Kleidung der Nonnen heißt es, sie sollten einfache wollene Röcke tragen, Leinenwäsche war nur der Priorin erlaubt, Pelze und Handschuhe verboten.

Freiburg, Universitätsbibliothek, Hs. 478

Rechtsgeschäfte

Urkunde über ein Gütergeschäft
Freiburg (Adelhausen), 30. März 1262
Handschrift, Pergament, Wachssiegel

Priorin und Konvent von Adelhausen verkaufen den Freiburger Franziskanern Besitzrechte an einem Haus. Hervorzuheben ist das Amtssiegel der Priorin, das in dieser Form lange Bestand haben wird. Umschrift: S[igillum] PRIORISSE IN ADILINHVSIN

Freiburg, Stadtarchiv, A1 XVI Aa, 1262 März 30

Das Amt der Sängerin

Musik im Adelhauser Kloster

Musik war etwas Selbstverständliches im Alltag der Klosterfrauen. Sie prägte die Gebetsfeiern an gewöhnlichen und feierlichen Tagen ebenso wie die Rituale anlässlich von singulären Ereignissen wie Todesfällen. Es ist aber keine Musik im heutigen Sinn. Das Singen konnte sehr kunstvoll sein, aber auch einem feierlichen Sprechen nahekommen. Es war in Aktivitäten einbezogen, die alle Sinne ansprachen: Prozessionen, das Entzünden von Kerzen etc. Aus Vorschriften für die Sängerinnen zu den einzelnen Riten erfährt man etwas über das Umfeld, aus den notierten Quellen etwas zum klanglichen Verlauf der Gesänge. Die Dokumente aus dem Adelhauser Kloster entsprechen den älteren Vorgaben des Predigerordens aus dem 13. Jahrhundert, zeigen aber auch Verändertes und Neues. Grundsätzlich ist die Notenschrift lesbar und verständlich. Doch vieles bleibt offen, beispielsweise wie schnell gesungen wurde, ob eher getragen oder vielleicht sogar tänzerisch. Wer sich in die Musik einhört oder in die Notenbilder einliest, kann markante Unterschiede zwischen einzelnen neueren Gesängen und den älteren Traditionen wahrnehmen.

Das Amt der Sängerin

Musik im Adelhauser Kloster

Musik war etwas Selbstverständliches im Alltag der Klosterfrauen. Sie prägte die Gebetsfeiern an gewöhnlichen und feierlichen Tagen ebenso wie die Rituale anlässlich von singulären Ereignissen wie Todesfällen. Es ist aber keine Musik im heutigen Sinn. Das Singen konnte sehr kunstvoll sein, aber auch einem feierlichen Sprechen nahekommen. Es war in Aktivitäten einbezogen, die alle Sinne ansprachen: Prozessionen, das Entzünden von Kerzen etc. Aus Vorschriften für die Sängerinnen zu den einzelnen Riten erfährt man etwas über das Umfeld, aus den notierten Quellen etwas zum klanglichen Verlauf der Gesänge. Die Dokumente aus dem Adelhauser Kloster entsprechen den älteren Vorgaben des Predigerordens aus dem 13. Jahrhundert, zeigen aber auch Verändertes und Neues. Grundsätzlich ist die Notenschrift lesbar und verständlich. Doch vieles bleibt offen, beispielsweise wie schnell gesungen wurde, ob eher getragen oder vielleicht sogar tänzerisch. Wer sich in die Musik einhört oder in die Notenbilder einliest, kann markante Unterschiede zwischen einzelnen neueren Gesängen und den älteren Traditionen wahrnehmen.

Singen im Kloster

Musikhandschrift (Antiphonar)
Sammelhandschrift,
Freiburg (Adelhausen), Anfang 14.Jh., Nachträge 15.-17.Jh.
Handschrift, Pergament/Papier

Das gemeinsame Singen im Chor bestimmte den Alltag der Klosterfrauen. Das Antiphonar enthält die Wechselgesänge der liturgischen Stundengebete, wie sie für den dominikanischen Ritus verbindlich waren. Eingeübt wurden die Melodien durch die Cantrix, die Obersängerin, die auch Solo-Partien übernahm.

Freiburg, Adelhausenstiftung, A 1205/(11723)

Zum Lobe Mariens

Musikhandschrift (Antiphonar)
Basel (?), 1461, Nachträge 17. Jh.
für St. Agnes (?), ab 1694 (?) in Adelhausen
Handschrift, Pergament

Nach der Reform entstanden solche Chorbücher zunehmend in den Frauenklöstern selbst, die auch in Freiburg über Schreiberinnen und Buchmalerinnen verfügten. Die Gesänge priesen u.a. Maria, die in Bild und Musik als Braut des Hohenliedes gefeiert wird, Vorbild für die Nonnen, die sich selbst als Bräute Christi verstanden.

Freiburg, Adelhausenstiftung, A 1206/(11724)

Gesänge zur Messe

Musikhandschrift (Graduale)
Basel, 1350, Nachträge 15. Jh.,
für St. Maria Magdalena,
ab 1651 in St. Katharina, ab 1694 Adelhausen
Handschrift, Pergament

60 Gulden mussten die Freiburger Reuerinnen für die aufwendig illustrierte Handschrift mit den Melodien der Messgesänge zahlen, ein kleines Vermögen.

Freiburg, Adelhausenstiftung, A 1207/(11725)

Am Ende des Lebens

Totenoffizium, Beichttraktat
Freiburg (Adelhausen) um 1470/80,
Handschrift, Papier

Zu den Aufgaben der Sängerin gehörte auch die Organisation der Totenmessen. In den Anweisungen wurden nicht nur die Abfolge von Solo- und Chorgesang festgehalten, sondern auch rituelle Zeremonien. Namen von Nonnen in den Gebeten belegen die Herkunft aus Adelhausen.

Karlsruhe, Landesbibl., St. Peter pap. 18

Totenfeiern im Konvent

Chor- und Gottesdienstordnung
Freiburg (St. Maria Magdalena), 4. Viertel 15. Jh.,
Handschrift, Papier

Die Gottesdienstordnung enthält u.a. Anweisungen Zur Feier von Allerseelen (2. Nov.). Mit Kreuz und zwei Kerzen vorne geht der Konvent uber die greber, die beiden Obersängerinnen beginnen mit dem Responsorium „Libera me“.

Freiburg, Stadtarchiv, B3 Nr. 25

Das Amt der Novizenmeisterin

Bildung im Frauenkloster

Den mittelalterlichen Dominikanerinnen war es im Gegensatz zu ihren männlichen Ordensbrüdern verboten, an Domschulen und Universitäten Theologie zu studieren. Doch waren die Nonnen keinesfalls ungebildet. Vielmehr stellte das Kloster für die Frauen einen einzigartigen Wissensraum dar, in dem die jungen Novizinnen systematisch in allem ausgebildet wurden, was für ein Leben im Konvent wichtig war. Institutionell verankert war diese Ausbildung im Amt der Novizenmeisterin. Sie unterrichtete die jungen Mädchen z.B. im Lesen, wobei als Erstlesebuch lange Zeit der lateinische Psalter diente. Lesefähigkeit und Lateinkenntnisse waren unentbehrlich für das Verständnis der Gebete und liturgischen Gesänge, aber auch für das Studium der Ordensregel oder die Lektüre theologischer Schriften. Die Erziehungsaufgabe der Novizenmeisterin ging über diese elementare Wissensvermittlung allerdings weit hinaus. Der Unterricht sollte zugleich die Persönlichkeit der jungen Mädchen bilden und hatte damit entscheidenden Einfluss auf das Selbstbild der Nonnen. Vorbild gelehrter Frauenbildung konnte dabei Maria sein.

Das Amt der Novizenmeisterin

Bildung im Frauenkloster

Den mittelalterlichen Dominikanerinnen war es im Gegensatz zu ihren männlichen Ordensbrüdern verboten, an Domschulen und Universitäten Theologie zu studieren. Doch waren die Nonnen keinesfalls ungebildet. Vielmehr stellte das Kloster für die Frauen einen einzigartigen Wissensraum dar, in dem die jungen Novizinnen systematisch in allem ausgebildet wurden, was für ein Leben im Konvent wichtig war. Institutionell verankert war diese Ausbildung im Amt der Novizenmeisterin. Sie unterrichtete die jungen Mädchen z.B. im Lesen, wobei als Erstlesebuch lange Zeit der lateinische Psalter diente. Lesefähigkeit und Lateinkenntnisse waren unentbehrlich für das Verständnis der Gebete und liturgischen Gesänge, aber auch für das Studium der Ordensregel oder die Lektüre theologischer Schriften. Die Erziehungsaufgabe der Novizenmeisterin ging über diese elementare Wissensvermittlung allerdings weit hinaus. Der Unterricht sollte zugleich die Persönlichkeit der jungen Mädchen bilden und hatte damit entscheidenden Einfluss auf das Selbstbild der Nonnen. Vorbild gelehrter Frauenbildung konnte dabei Maria sein.

Lesen lernen

Psalter
Freiburg (St. Maria Magdalena ?), um 1300, Nachträge 15. Jh.
ab 1651 St. Katharina, ab 1694 Adelhausen
Handschrift, Pergament (und Papier)

Der lateinische Psalter, eine Sammlung der biblischen Psalmen für das Stundengebet und die private Andacht, war jahrhundertelang das Erstlesebuch des Mittelalters. Dem Beginn der Psalmen wurde in dieser Handschrift im 15. Jh. ein von (Straßburger?) Nonnen angefertigtes Autorenbild König Davids vorangestellt.

Freiburg, Adelhausenstiftung, A 1217/(11735)

Wegweiser für eine Novizin

Gebet- und Andachtsbuch
Freiburg (St. Maria Magdalena), 1480-1520
Handschrift, Papier

Der Prolog zu der hier vorliegenden deutschen Bearbeitung der „Formula novitiorum” des Franziskaners David von Augsburg († 1272) stellt das Werk als eine Anleitung für eine Novizin dar, wie sie zum wahren geistlichen Leben findet. Diesem Zweck dienen auch alle anderen Texte der über mehrere Jahrzehnte gewachsenen Handschrift.

Freiburg, Universitätsbibliothek, Hs. 219

Ausschluss der Welt

Hugo von St. Victor,  Augustinerregel,
Johannes Meyer, Buch der Ersetzung (Auszüge)
Freiburg (Adelhausen), 1466-69,
Nachträge bis 1483
Handschrift, Papier

Für das Leben im Kloster war das Erlernen der geltenden Regeln wichtig. Dies betraf nicht nur den Umgang der Schwestern untereinander, sondern vor allem auch die Einhaltung der strengen Klausur und damit die Regulierung des Kontaktes zur Außenwelt. Im Text stehen auch Anweisungen für das Verhalten am redvenster.

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter pap. 43

Zwischen Innen und Außen

Gitter aus der „Redstube“ des Adelhauser Neuklosters
Freiburg, Johannes Kern, nach 1695 (?)

Das Sprechgitter, dessen Initialen MVAF auf das Kloster Mariä Verkündigung Adelhausen in Freiburg verweisen, stammt vermutlich aus der „Redstube“ im Kloster Neu-Adelhausen.

Freiburg, Augustinermuseum, 01507
(Leihgabe der Adelhausenstiftung)

Singen lernen

Musikhandschrift (Sequentiar)
Freiburg (Adelhausen), um 1460
Nachträge 17. Jh.
Handschrift, Papier

Aufgabe der Novizenmeisterin war es auch, mit Hilfe der Vorsängerin für das Erlernen der Gesänge zu sorgen. Die Handschrift verzeichnet Texte und Melodien der Sequenzen, die an hohen Festtagen z.B. zu Ehren Marias oder der in Adelhausen verehrten Hl. Katharina gesungen wurden.

Freiburg, Erzbischöfliches Archiv, Hs. 8

Das Amt der Buchmeisterin

Zuständig für die Bibliothek

Die buochmeisterin zeichnet sich Johannes Meyer zufolge dadurch aus, daz sie gůte liebi hat zů den bücheren. Meyer entwirft das Idealbild einer Bibliothekarin: Sie kümmert sich um den Aufstellungsort der Bücher, indem sie strengste konservatorische Vorschriften beachtet. Sie sorgt für deren Ordnung, indem sie die Bücher signiert und in einem nach systematischen Gesichtspunkten angelegten Katalog erfasst. Sie regelt den Leihverkehr, indem sie die Bücher nicht nur den Schwestern des eigenen Konvents, sondern auch auswärtigen Personen zugänglich macht. Nicht zuletzt gehört Pflege des Bestands in ihr Ressort: Sie scheidet unleserliche oder solche Bücher, die nit trostlich sint, aus, verkauft Dubletten und sorgt dafür, dass man daz gelt kert in ander bücher. Neue Bücher erwirbt sie nicht nur durch Kauf: Sie nimmt sie auch als Schenkung entgegen oder erhält sie leihweise von anderen Konventen als Vorlagen für Abschriften, um die eigene Bibliothek mit gůten bewerten büchern anzureichern.

Das Amt der Buchmeisterin

Zuständig für die Bibliothek

Die buochmeisterin zeichnet sich Johannes Meyer zufolge dadurch aus, daz sie gůte liebi hat zů den bücheren. Meyer entwirft das Idealbild einer Bibliothekarin: Sie kümmert sich um den Aufstellungsort der Bücher, indem sie strengste konservatorische Vorschriften beachtet. Sie sorgt für deren Ordnung, indem sie die Bücher signiert und in einem nach systematischen Gesichtspunkten angelegten Katalog erfasst. Sie regelt den Leihverkehr, indem sie die Bücher nicht nur den Schwestern des eigenen Konvents, sondern auch auswärtigen Personen zugänglich macht. Nicht zuletzt gehört Pflege des Bestands in ihr Ressort: Sie scheidet unleserliche oder solche Bücher, die nit trostlich sint, aus, verkauft Dubletten und sorgt dafür, dass man daz gelt kert in ander bücher. Neue Bücher erwirbt sie nicht nur durch Kauf: Sie nimmt sie auch als Schenkung entgegen oder erhält sie leihweise von anderen Konventen als Vorlagen für Abschriften, um die eigene Bibliothek mit gůten bewerten büchern anzureichern.

Gedenken für eine Buchmeisterin

Dina von Keppenbach, Buchmeisterin bei den Freiburger (?) Reuerinnen
Nachtrag des 15. Jhs in einem Psalterium (Oberrhein, 13. Jh.)

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter perg. 6a

Ein Geschenk aus Kolmar

Pseudo-Petrus de Palude, Predigtsammlung
1484, Straßburg: Drucker des Paludanus
Unterlindenkloster Colmar,
seit Ende 15. Jh. in St. Maria Magdalena
Wiegendruck, Papier

Laut Besitzeintrag erhielten die Freiburger Reuerinnen den Straßburger Druck einer lateinischen Predigtsammlung als Geschenk des Beichtvaters aus dem befreundeten Dominikanerinnenkonvent Unterlinden in Kolmar.

Freiburg, Universitätsbibliothek, Ink. 4º 6308,d

Ein prominenter Absender

Johannes Geiler von Kaysersberg, Predigt
Bern 1543, Nachdruck eines ursprünglich 1499 an die Freiburger Reuerinnen adressierten Sendbriefes
Druck, Papier

Der 1499 datierte Sendbrief, dessen Original verloren ist, enthält eine Schrift des berühmten Straßburger Predigers. Er bedankte sich damit für ein Heilmittel, das die Freiburger Nonnen ihm geschickt hatten. Ausdrücklich bittet Geiler darum, die Predigt auch an die Nonnen in Adelhausen weiterzugeben.

Freiburg, Universitätsbibliothek, RA 83/10

Ein Predigtzyklus unterwegs

Predigten von Johannes Geiler von Kaysersberg
(1) um 1500, St. Maria Magdalena in Freiburg
Karlsruhe, Landesbibl., St. Peter pap. 47
(2) 1504, Unterlinden in Colmar
Colmar, Stadtbibl., Ms. 403
Handschrift, Papier

Wie gelangt man zur Gottesschau auf dem ʽBerg des Schauens’? Die Anfangspredigt des gleichnamigen Predigtzyklus nennt die Voraussetzung: Der Mensch muss seiner Natur absterben. Mit dieser Lehre wendet sich Geiler an die Straßburger Reuerinnen 1495 und überlässt ihnen eine autorisierte Kopie. Diese wird von den Freiburger Reuerinnen auf zwei Bücher verteilt abgeschrieben (heute in Karlsruhe). Ihre Abschrift diente wiederum als Vorlage für eine im Colmarer Unterlindenkloster entstandene Handschrift (heute in Colmar). In einer Notiz bedankt sich die dortige Schreiberin bei der Freiburger Priorin für den Buchtransfer (Colmar, Stadtbibl., Ms. 403, f. 5v).

https://digital.blb-karlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:31-18892
https://digital.blb-karlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:31-17405
https://bvmm.irht.cnrs.fr/consult/consult.php?COMPOSITION_ID=12847

Buchstiftung zum Seelenheil

„Das hochwürdig leben der usserwelten freünd gottes der heiligen altvetter“
Straßburg (Drucker des „Entkrist“), 1482 (?)
seit etwa 1489 in Adelhausen
Wiegendruck, Papier

Ein beliebter Lesestoff waren die u.a. vom hl. Hieronymus verfassten Erzählungen über das vorbildhafte Leben der Wüstenheiligen (Altväter) der christlichen Antike. Das Adelhauser Exemplar war ein Geschenk: Es kam als Stiftung des 1489 verstorbenen Freiburger Bürgers Hans Huber ins Kloster (siehe Besitzeintrag vorne auf fliegendem Blatt).

Freiburg, Stadtarchiv, RARA Ee 167,1

Ein Buch voll Blut und Wunden

Sammelband mit Traktat- und Andachtsliteratur
um 1500, Dominikanerinnenkloster Klingental/Basel
seit ca. 1630 in St. Agnes, seit 1647 in Adelhausen
Handschrift und Wiegendrucke, Papier

Ein Jahr lang jeden Tag 15 Vaterunser und dazu je ein Gebet der hl. Birgitta: So grüßt man die 5460 Wunden auf dem Körper Christi, heißt es am Beginn des vorliegenden Bandes (→1). Am Tag zu jeder Stunde ein Kapitel aus dem ʽZeitglöcklein’ des Bruder Berthold: So lässt sich das vom Leiden geprägte Leben Jesu betend, betrachtend nacherleben (→2). Zum Schluss 140 Seiten Text über das Leiden und Sterben Jesu und über die 60 Leidensstunden Mariens (→3). Dieser Buchzeuge der Passionsfrömmigkeit könnte über Schenkung nach Freiburg gelangt sein. 1630 war er im Besitz der Küchenmeisterin von St. Agnes.

(1) Freiburg, Universitätsbibliothek, Ink. K 3484,ad
(2) Ebd., Ink. K 3484,ad,
(3) Ebd., Hs. 674

Überregionale Netzwerke für den Buchaustausch

Adelhausen und befreundete reformierte Konvente um 1410

(Karte: Philipp Backes)

Das Amt der Tischleserin

Lektüre im Speisesaal

Der Speisesaal war ein besonderer Ort religiöser Unterweisung, denn er diente nicht nur der Ernährung des Leibes, sondern auch der Seele. Dies geschah in Form von Tischlesungen. Diese waren Aufgabe der Tischleserin, der lectrix mensae, der eine Aufsichtsperson, die correctrix mensae, zur Seite stand. Die Aufgabe der Lectrix bestand darin, den Mitschwestern während der Mahlzeiten erbauliche Texte (z.B. Predigten oder Legenden) verstentlich vorzulesen. Das setzte fleißiges úbersechen und úberlesen der vorzutragenden Texte voraus, denn erst so konnte die Tischleserin nach Johannes Meyer sinn und meinung der Tischlesung richtig erfassen. Im Zweifelsfall musste sie sich an die Correctrix wenden, die auch dafür zuständig war, etwaige Fehler bei der Tischlesung zu verbessern. Darüber hinaus hatte die Correctrix – und nicht die Tischleserin – die Aufgabe, den Lesestoff auszuwählen und ihn so einzurichten, dass die Texte interpungiert und grammatikalisch einwandfrei waren. Nur so war ein angemessenes Vorlesen überhaupt erst möglich.

Das Amt der Tischleserin

Lektüre im Speisesaal

Der Speisesaal war ein besonderer Ort religiöser Unterweisung, denn er diente nicht nur der Ernährung des Leibes, sondern auch der Seele. Dies geschah in Form von Tischlesungen. Diese waren Aufgabe der Tischleserin, der lectrix mensae, der eine Aufsichtsperson, die correctrix mensae, zur Seite stand. Die Aufgabe der Lectrix bestand darin, den Mitschwestern während der Mahlzeiten erbauliche Texte (z.B. Predigten oder Legenden) verstentlich vorzulesen. Das setzte fleißiges úbersechen und úberlesen der vorzutragenden Texte voraus, denn erst so konnte die Tischleserin nach Johannes Meyer sinn und meinung der Tischlesung richtig erfassen. Im Zweifelsfall musste sie sich an die Correctrix wenden, die auch dafür zuständig war, etwaige Fehler bei der Tischlesung zu verbessern. Darüber hinaus hatte die Correctrix – und nicht die Tischleserin – die Aufgabe, den Lesestoff auszuwählen und ihn so einzurichten, dass die Texte interpungiert und grammatikalisch einwandfrei waren. Nur so war ein angemessenes Vorlesen überhaupt erst möglich.

Vorbilder aus der Anfangszeit

Adelhauser Schwesternbuch, Predigten
Straßburg (?), 1433
Schreiber: Johannes Hull
Handschrift, Papier
spätestens seit 1694 in Adelhausen

Am Ende des Schwesternbuchs heißt es, es sei eine Abschrift des bůches von Anna von Munzingen von 1318. Auch wenn offen ist, ob das vorliegende Exemplar im 15. Jh. In Adelhausen war, den Nonnen war Annas „Buch“ mit den Lebensbildern ihrer vorbildlichen Vorgängerinnen bekannt: Ein geeigneter Stoff für die Tischlesung.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 98

Aus der Textwerkstatt

Sammelhandschrift mit Auszügen u.a. aus Schwesternbüchern und Predigten
Freiburg (St. Maria Magdalena), um 1500
Handschrift, Papier
spätestens ab 1694 in Adelhausen

Die Handschrift ist über Jahre aus einer Sammlung unterschiedlicher Texte gewachsen, die schließlich in einem Pergamenteinband verbunden wurden. Ungewöhnlich ist vor allem die Kombination von Auszügen aus Schwesternbüchern verschiedener Konvente, wie Adelhausen und Unterlinden in Colmar.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 163
Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 353 (alter Einband)

Der Ordensgründer

Dominikuslegende
Freiburg (St. Maria Magdalena), um 1460
Handschrift, Papier
spätestens ab 1694 in Adelhausen

Zur Beschäftigung mit der eigenen Geschichte gehörte die Weitergabe der Legende des hl. Dominikus, der den Orden 1215 gegründet hatte und auch von den Nonnen als „seliger Vater“ verehrt wurde. Sein Leben war Vorbild für Tugenden wie Glaubenstreue, Armut und Mitleiden mit anderen.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 159

Geretteter Lektürestoff

Legendensammlung
Liebenau (bei Worms), Anf. und Mitte 16. Jh.
Handschrift, Papier
seit 1565 in Adelhausen

Das Buch gehört zu den wenigen Objekten, die die vor der Reformation aus Kloster Liebenau geflüchteten Nonnen nach Adelhausen mitbrachten. Die Legenden sind vor allem der elsässischen Version der weit verbreiteten „Legenda aurea” entnommen. Kurz vor der Flucht der Nonnen wurden sie um weitere Texte – etwa zur Patronin des Klosters – ergänzt und gebunden. Solche Bücher wurden häufig bei der Tischlesung verwendet.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 115

Eine Predigt mit Findehilfen

Johannes Tauler: Predigten
Straßburg oder Basel (?), 3. Viertel 14. Jh.
Handschrift, Pergament
seit dem 15. Jh. in Adelhausen

Die im 14. Jh. zwei Freiburger Frauen gehörende Sammlung mit Predigten wurde in Adelhausen bei der Tischlesung benutzt. Die Besitzvermerke finden sich auf dem Innenspiegel und der letzten Seite. Das Auffinden der Predigten erleichterten ins Blatt eingenähte Schnüre, ihre Zuordnung zu einem Fest des Kirchenjahres handschriftliche Nachträge. Der Dominikaner Johannes Tauler (um 1300–1361) wirkte in Straßburg, Basel und Köln.

Freiburg, Universitätsbibliothek, Hs. 41

Seit 600 Jahren in Freiburg

Rekonstruktion der Closnergasse in der Neuburg um 1350

Das auf Grundlage einer Grabung an der Deutschordensstraße entstandene Bild zeigt eine Gasse in der nördlichen Vorstadt Freiburgs, die ihren Namen den dort allein oder in kleinen Hausgemeinschaften lebenden Klausnerinnen verdankt. Zu ihnen zählten Katharina und Margareta von Hall (ketrina und gretlin von hall), die Erstbesitzerinnen der später nach Adelhausen gelangten Tauler-Handschrift (Freiburg, UB, Hs. 41).

Hans-Jürgen van Akkeren, Kenzingen 2016/17
Computergraphik
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

Klosterparodie am Esstisch?

Sammelband u.a. Traktate und Predigten
Basel, Dominikanerkloster, 4. Viertel 14. Jh.,
Handschrift, Pergament
seit dem 15. Jh. in Adelhausen

Ihrem Inhalt nach dürfte die dreiteilige Handschrift bei der Tischlesung benutzt worden sein. Ob dies auch für den letzten Teil gilt, der laut Besitzeintrag der Adelhauser Nonne Elisabeth Tröschin gehörte, ist offen: Dieser bietet eine allegorische Schrift, die den Egoismus der Angehörigen des Klosters „Eigenwille“ anprangert.

Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 76

Anleitung zur Meditation

Stephan Fridolin: „Schatzbehalter”
Nürnberg (Anton Koberger), 1491
Wiegendruck, Papier
um 1500 St. Maria Magdalena
ab 1694 in Adelhausen

Das lesende Nachvollziehen der Passion galt als wichtige Möglichkeit, Gott nahe zu sein. Mit Hilfe zahlreicher Holzschnitte von Wilhelm Pleydenwurff und Dürers Lehrer Michael Wohlgemut versprach das Buch des Nürnberger Franziskaners eine umfassende Anleitung, „wie man sich in der Betrachtung des Leidens Christi üben soll.“

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Dp 3

Ein himmlischer Wegweiser

Stephanus von Landskron: „Himelstraß im latin genant scala caeli“
Augsburg (Verleger: Johann Rynman, Drucker: Johann Otmar), 1510
Frühdruck, Papier
seit dem 16. Jh. (?) in Adelhausen

Wie geht man den schmalen und steinigen Weg der Himmelstraße? Wie findet man die enge Tür des ewigen Lebens? Davon handelt das vorliegende Lehrbuch, eines der wenigen erhaltenen Exemplare der dritten Druckauflage. Auch wenn sich sein Autor an Laien wendet, wurde das Werk auch in Klöstern gelesen.

Freiburg, Stadtarchiv, RARA Eh 69,2

Ein geistlicher Gewürzgarten

Hortulus animae
Straßburg (Johannes Grüninger), 1501
Frühdruck, Papier
spätestens seit 1694 in Adelhausen

Das deutschsprachige Gebet- und Andachtsbuch mit dem Titel „Gewürzgarten der Seele“ gehörte im 17./18. Jh. wohl einer Freiburger Dominikanerin. Ob dies auch für die Zeit um 1500 gilt, ist zwar offen, doch hätte die Tischleserin dem Druck Texte wie die Passion nach Johannes, ein Bittgebet zum Tagesheiligen oder die Messauslegung entnehmen können.

Freiburg, Adelhausenstiftung, A 1229/(11474)

Adelhausens Beichtvater

Johannes Meyer

Als dominikanisches Frauenkloster unterstand das im gleichnamigen Dorf südlich von Freiburg gegründete Adelhausen der Seelsorgepflicht der Freiburger Dominikaner. Sein wohl berühmtester Beichtvater war Johannes Meyer, der von 1482 bis zu seinem Tod am 20. Juli 1485 in Adelhausen wirkte. Dort wurde er seinem Wunsch gemäß auch begraben (die Grabstätte wurde mit der Klosterkirche 1677 zerstört). Meyer stand zeitlebens im Dienst der Reform des weiblichen Zweigs des Dominikanerordens, die er sowohl organisatorisch als auch schriftstellerisch vorantrieb. Er verpflichtete die Frauenklöster wieder zur Beachtung der alten Regeln und unterstützte sie mit seinen eigenen reformatorischen Schriften. So führte er 1465 die drei Freiburger Schwesternklöster Adelhausen, St. Agnes und St. Maria Magdalena der Reform zu und sorgte Ende seines Lebens als Beichtvater von Adelhausen dafür, dass diese Konvente über Abschriften seiner Werke verfügten. Deren Herstellung erfolgte nach dem Zeugnis der ausgestellten Bücher unter seinen Augen.

Adelhausens Beichtvater

Johannes Meyer

Als dominikanisches Frauenkloster unterstand das im gleichnamigen Dorf südlich von Freiburg gegründete Adelhausen der Seelsorgepflicht der Freiburger Dominikaner. Sein wohl berühmtester Beichtvater war Johannes Meyer, der von 1482 bis zu seinem Tod am 20. Juli 1485 in Adelhausen wirkte. Dort wurde er seinem Wunsch gemäß auch begraben (die Grabstätte wurde mit der Klosterkirche 1677 zerstört). Meyer stand zeitlebens im Dienst der Reform des weiblichen Zweigs des Dominikanerordens, die er sowohl organisatorisch als auch schriftstellerisch vorantrieb. Er verpflichtete die Frauenklöster wieder zur Beachtung der alten Regeln und unterstützte sie mit seinen eigenen reformatorischen Schriften. So führte er 1465 die drei Freiburger Schwesternklöster Adelhausen, St. Agnes und St. Maria Magdalena der Reform zu und sorgte Ende seines Lebens als Beichtvater von Adelhausen dafür, dass diese Konvente über Abschriften seiner Werke verfügten. Deren Herstellung erfolgte nach dem Zeugnis der ausgestellten Bücher unter seinen Augen.

Meyers Liste der Reformklöster

Sammelband, Autographen von Johannes Meyer
Ende 15./Anfang 16. Jh., verschiedene Provenienzen
seit den 1480er Jahren in Adelhausen
Handschrift und Druck, Pergament und Papier

Meyer verzeichnet alle bis 1483 erneuerten Dominikanerinnenklöster in tützschen landen, unter ihnen die 1465 reformierten Freiburger Klöster Adelhausen, St. Agnes und St. Maria Magdalena (xv–xvii). Im Nachtrag liest man: dise drü … mit einandern sind reformiert worden. Die Liste befindet sich in einem Band, der aus ursprünglich lose herumliegenden Einzelheften (sog. Lagen) verschiedenen Inhalts besteht. Als Spiegel und Schutzblatt (Klebespuren!) diente eine mit Musiknotationen (Neumen) versehene liturgische Pergamenthandschrift (Missale) von der Reichenau aus dem 2. Drittel des 11. Jhs.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 107
Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 346, Makulaturen

Meyers Literaturnetzwerke I

Johannes Meyer, Werke (deutsch)
Freiburg (St. Maria Magdalena), 1483–1485
Handschrift, Papier

Die vorliegende Abschrift des bůch der Empteren, des ‚Ämterbuches‘, entstand wohl in St. Maria Magdalena. Die (erhaltene) Vorlage kam aus St. Agnes. Beide wurden unter der Aufsicht von Johannes Meyer geschrieben, der als Beichtvater von Adelhausen auch die beiden anderen von ihm reformierten Freiburger Konvente betreute.

Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 108

Meyers Literaturnetzwerke II

Johannes Meyer, Werke (deutsch)
1475, St. Nikolaus/Straßburg? Liebenau/Worms?
spätestens seit 1565 in Adelhausen
Handschrift, Papier

Auf zwei Bände verteilt findet man hier eine 1475 entstandene rheinfränkische Abschrift der Werke von Meyer, der 1473–1478 Beichtvater von Liebenau war. Das Anfangsstück bildet das ,,Vitas fratrum’’, in dem das vorbildhafte Leben einzelner Brüder beschrieben wird (→1). Die vorliegende Handschrift muss in Meyers Einflussbereich verblieben sein, denn der bis 1481 reichende Nachtrag am Ende der ,,Papstchronik’’ stammt von seiner Hand (→2). Hat er den Doppelband aus Liebenau mitgenommen und in Adelhausen ergänzt?

(1) Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 202
(2) Freiburg, Stadtarchiv, B 1 Nr. 203

Materialien

Libera Me

Musik aus Adelhausen

Quasi Stella

Musik aus Adelhausen

Vita der Adelheit von Breisach

Adelhauser Schwesternbuch – Hörprobe

Vita der Elisabeth von Neustadt

Adelhauser Schwesternbuch – Hörprobe

Tauler-Predigt

Hörprobe

Johannes Meyer, Epistel brieffe

Hörprobe

Bilder aus der Ausstellung

Fotos © Philipp Backes

Vorträge

Vorträge

Posterausstellung "Literatur im Frauenkloster" 2018

Danke

Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei allen Studierenden und KollegInnen, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben. Dank auch an alle Institutionen, die Buchobjekte und Bilder für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Dies gilt insbesondere für die UB Freiburg, das Stadtarchiv Freiburg, das Erzbischöfliche Archiv Freiburg, die BLB Karlsruhe, die Bibliothèque Municipale Colmar sowie die Zentralbibliothek Zürich. Bedanken möchten wir uns auch bei der UB Leipzig, die uns die Bildrechte für die Miniaturen aus der Leipziger Handschrift MS 1548 des Ämterbuchs von Johannes Meyer überlassen hat.
Die Digitalisate zahlreicher Handschriften und Frühdrucke wurden im Digitalisierungszentrum der UB Freiburg im Auftrag und mit Unterstützung der Adelhausenstiftung Freiburg sowie im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg erstellt.
Unser großer Dank gilt schließlich vor allem der Adelhausenstiftung Freiburg, ohne deren vielfältige großzügige Unterstützung wir das Projekt nicht hätten umsetzen können.

Bildquellen

Initialen: UB Leipzig, MS 1548, f. 89r (Buchmeisterin), f. 53v (Siechenmeisterin),  f. 95v (Küchenmeisterin), f. 43r (Raderin), f. 18r (Priorin), f. 39v (Sängerin),
f. 60r (Novizenmeisterin), f. 102v (Tischleserin),  f. 133r (Beichtvater)
Hintergrundbild Geschichte: Kloster Adelhausen. Ausschnitt aus der Freiburg-Ansicht in der „Cosmographey“ des Sebastian Münster, 1549